Teil 1: Warum Sie sich unbedingt die Zeit für Ihr Marketing nehmen sollten
„Wer wirklich Kunst machen will, sollte sich nicht darum kümmern, ob er damit erfolgreich ist. Er sollte tun, was er tun muss!“ Dieser Standpunkt, der zugleich auch eine Haltung vieler jüngerer Künstler ist, die sich dem allseitigen Drang nach Wertsteigerung des Kunstschaffens verweigern wollen, passt zu dem Idealbild des Künstlers, das früheren Jahrhunderten entstammt. Es ist das Bild des darbenden Künstlers, der sich wie Vincent van Gogh von Kaffee und Absinth ernährte und für jede Tube Farbe seinen Bruder Theo um Geld bitten musste, dabei Zeit seines Lebens nie ein Werk verkauften konnte. Einzig und allein der arme Bohemien ist zu wahrer Kunst fähig, mag man denken und hat dabei Spitzwegs „Armen Poeten“ vor Augen. Denn, so scheint es, mancher „Malerfürst“ vergangener Jahrhunderte ist heute nur noch Spezialisten bekannt, während ein Vincent van Gogh zu den berühmtesten Persönlichkeiten überhaupt zählt. Doch auch dieser hat sich nichts sehnlicher gewünscht als die Anerkennung seiner Zeitgenossen, die ausblieb, weil er voller Eigensinn seine Kunst verfolgte, anstatt sich dem allgemeinen Geschmack anzupassen.
Auch van Gogh wäre gerne zu Lebzeiten anerkannt gewesen
So träumt auch heute mancher den Traum der plötzlichen Entdeckung, des unerwarteten Ruhmes, der erhofft wird, aber ungeplant wie ein Lottogewinn über einen kommen soll. Einige Galerien denken leider in gleicher Weise und versagen sich ein intensives Marketing, stellen ihre Schützlinge bloß aus in der seligen Erwartung einer Resonanz in der Kunstpresse – und eines plötzlichen Sammleransturms.
Sich dem Kommerz zu verweigern, hat in der heutigen Zeit sehr wohl seine Berechtigung! Natürlich schielt die Kunstpresse eher auf Projekte, die scheinbar nicht kommerziell angelegt sind, verweigert populärer Kunst, die sich mit einfachen, visuellen, althergebrachten Mitteln „gut“ verkauft oder verkaufen will, die Aufmerksamkeit. Aber angesichts der Tatsache, dass kaum mehr als zwei Prozent aller künstlerisch Tätigen von ihrer Kunst sehr gut bis gut leben kann, sollte sich jeder einen Weg suchen, es wenigstens in die obere Hälfte zu schaffen, denn dass Ruhm und Wohlstand nicht von selbst kommen, dürfte eigentlich klar sein, darum darf ruhig ein bisschen Arbeit investiert werden. Nun gibt es auch künstlerisch Tätige, die aus finanzieller Sicht ein sorgenfreies Leben führen, weil aus glücklichen Umständen heraus Mittel vorhanden sind. Aber auch das heißt nicht, dass Erfolge vom Himmel fallen, oder dass diese es in Markt und Szene besonders leicht hätten.
Die Frage ist nun für den künstlerisch Tätigen, ob er weiterhin für sich arbeitet oder ob er sein Werk nach außen bringt respektive es an Erwartungen anpasst. Das lässt sich sehr wohl auch an bekannten und gut verdienenden Künstlern nachvollziehen.
Kunst oder Kommerz? Besser: Sowohl als auch
Besucht man eine Einzelpräsentation in einem bedeutenden Museum und geht gleich danach in die zuständige Galerie des ausgestellten Künstlers, nimmt man sehr häufig wahr, dass dieser zum einen für sein Ansehen mit oftmals anspruchsvollen, großformatigen und aufwändigen Werken aufwartet, zum anderen für den Markt „verkaufbare“ Produkte herstellt.
Verkäufe bedeuten Anerkennung, Anerkennung für Form, Konzept und Ästhetik eines Werkes. Eine überzeugende Arbeit kann nur der leisten, der den Kopf dafür frei hat. Doch oft sind es all die Nebentätigkeiten, die davon abhalten, sich im Atelier ganz der künstlerischen Arbeit zu widmen: Steuer und Finanzen, Broterwerb durch (kunstfernen) Neben- oder Hauptberuf, Ausstellungsvorbereitungen usw. Deren Notwendigkeit nötigt, sich regelmäßig Zeit für die lästigen Tätigkeiten zu nehmen, wie E-Mails beantworten, Listen, Finanzen, Rechnungen schreiben und Telefonate führen. Termine stehen und müssen eingehalten werden.
Bekanntheit will erarbeitet werden
Dieses ist die Pflicht, Maßnahmen zur Selbstvermarktung erscheinen nicht dringend, daher werden sie gerne vor sich her geschoben – oder abgelehnt, weil man ja „nicht kommerziell“ wirken will. Doch es geht nicht allein um Verkäufe, sondern darum, die eigene Bekanntheit zu erhöhen. Ohne Vermarktung geht dies kaum. Das ließe sich am Beispiel vieler Vertreter der Top-100-Liga belegen, allen voran Gerhard Richter, der schon in jungen Jahren, über Netzwerke und geschicktes Platzieren seiner Werke in Galerien (dabei mit großzügigen Rabatten lockend) seinen Bekanntheitsgrad zu steigern wusste. (Lektüreempfehlung: Günter Herzog et. al.: Ganz am Anfang/How it all began. Richter, Polke, Lueg & Kuttner, in: sediment, hrsg. v. Zentralarchiv zur Geschichte des Kunsthandels, Heft 7/2004) Natürlich ist es auch Teil der Aufgaben einer Galerie, sofern man mit einer verbunden ist. Darüber hinaus kann es sich lohnen, dieser zusätzliche Zeit zu widmen.
Nehmen Sie sich also wöchentlich eine kleine Auszeit, um über grundlegende Dinge nachzudenken: Was möchten Sie erreichen? Auf dem Markt Fuß fassen? Die Bekanntheit erhöhen? Neue Kontakte zu Handel, Sammlern, Kuratoren knüpfen? Verkäufe steigern? In Ausstellungen vertreten sein?
Wenn Sie sich regelmäßig ein Stündchen für das Marketing nehmen und damit einhergehende Maßnahmen (die wir Ihnen nach und nach vorstellen möchten) ergreifen, sind Sie auf dem richtigen Weg. Das gibt auch das gute Gefühl, alle Möglichkeiten ausgeschöpft zu haben, und erste positive Resultate mögen letztendlich auch die eigene künstlerische Produktion motivieren oder in eine neue Richtung führen.
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Anna Schmidt
Ich bin sehr gespannt auf die „einhergehenden Maßnahmen“.
Rolf Bessell
Ich schließe mich an und warte ebenfalls gespannt auf die Vorstellung „einhergehender Maßnahmen“.
Diane Russo
Ich auch!! Werden diese auch per Rundmail vorgestellt?
Betreiber
Alle neuen Artikel werden auf jeden Fall hier veröffentlicht und in der Regel auch per Rundmail an alle Mitgleider bekanntgegeben, Frau Russo.