(02.02.2016) Ein Kunstwerk, das zur kritischen Auseinandersetzung mit dem Thema Flucht auffordert, wurde zerstört. Die Putzfrau beförderte Teile des Kunstwerks in die Mülltonne. Romana Menze-Kuhn hat den Schaden nicht behoben, ihr Werk nicht repariert, sondern den Tatbestand der Müllentsorgung bewusst aufgenommen. (Quelle: Evangelische Kirche in Mannheim)
Die Künstlerin Romana Menze-Kuhn war natürlich schockiert und versucht, jetzt das beste daraus zu machen:
So steht nun eine Mülltonne mit den Resten des Kunstwerks mitten in der Ausstellungsfläche. „Behausung 6a/2016“, nennt die Künstlerin dieses Werk, das von ihr so nicht konzipiert wurde und doch in diesem Zustand nun der Öffentlichkeit bis 14. Februar gezeigt wird.
Quelle: Evangelische Kirche in Mannheim
Skandale sind der Schmierstoff des Kunstmarkts
Die ganze „Putzaktion“ hat aber auch einen Vorteil:
Jetzt wird in den Medien über das Kunstwerk berichtet.
Ob das Kunstwerk ohne das Versehen der Putzfrau auch diese Aufmerksamkeit bekommen hätte?
Es ist wahr: Putzfrauen liefern zuverlässig internationale Berichterstattung
Wohl kaum. Dieser Fall reiht sich ein in eine ganze Reihe von Kunstwerken, die bei Ausstellungen von Besuchern oder eben auch Putzfrauen beschädigt wurden. Eine Putzfrau zerstörte 2011 ein 800.000-Euro-Werk des Künstlers Martin Kippenberger. „2004 wurde laut „Mirror“ ein Werk des deutschen Künstlers Gustav Metzger im Museum Tate Britain entsorgt, drei Jahre davor in der Eyestorm Gallery eine Installation von Damian Hurst, die aus Bierflaschen, Kaffeetassen und vollen Aschenbechern bestand.“ (Quelle SpiegelOnline.de)
Natürlich wird niemand die Putzfrau in der Mannheimer Kirche zum Zerstören des Kunstwerks beauftragt haben. Aber es doch erstaunlich, wieviel mehr mediale Aufmerksamkeit in Form von Berichterstattung ein Kunstwerk bekommt, wenn es zerstört wird.
Die Medien wollen interessante, kuriose Nachrichten und ein entscheidender Faktor für den Wert eines Kunstwerk ist seine Bekanntheit.
Was könn(t)en wir daraus lernen?
Rein theoretisch könnte es günstiger und erfolgversprechender sein, eine Putzfrau zu engagieren als eine (teure) professionelle PR-Agentur, um ein Kunstwerk bekannt zu machen.
„Klappern“ gehören zum Handwerk des Kunstmarkts und kleine und große Skandale sorgen zuverlässig für mediale Aufmerksamkeit. Und je bekannter ein Kunstwerk ist, desto höher sein Marktwert.
Vielleicht sollte das Engagieren einer äußerst gewissenhaften Reinigungsfachkraft ganz oben auf die Liste für Deine nächste Ausstellung?
Weitere Infos:
- Website der Künstlerin Romana Menze-Kuhn
- Website der Ausstellung in der Mannheimer Kirche
- Artikel über das „weggeputze“ Kunstwerw bei SpiegelOnline.de
Weitere Beispiele „zerstörter“ Kunst:
- Übermaltes Jesusbild in Spanien
- Reinigungskraft hält Kunstwerk für Müll
- Weggeschrubbte Kunstinstallation von Kippenberger
Foto mit freundlicher Genehmigung der Evangelischen Kirche in Mannheim.
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