Wie Künstler erfolgreich ihre Kunst verkaufen

Ausbildung, Ausstellungen, Bekanntheit / Reputation, PR / Pressearbeit, Werbung

Ein Erfahrungsbericht über Ausstellungen

In diesem Artikel berichtet ein Mitglied unserer Kunst Arbeitsgemeinschaft, Ulla Neuhaus, über ihre persönlichen Erfahrungen mit Ausstellungen:

Von 1974 – 1978 absolvierte ich die technische Ausbildung in Öl und Aquarell in einer privaten Schule, ohne Abschluß. Anschließend hieß es für mich, einen eigenen Malstil zu finden, damit man mich auf meinen Bildern als ULLANAEUS identifizieren kann, was mir nach mehreren Jahren dann auch gelang.
Ohne Abschluß und um an einer Ausstellung teilnehmen zu können, schloß ich mich einem Kunstverein an.

Ausstellungen über Mitgliedschaften

Die Mitgliedschaft in einem Kunstverein ist gerade zu Beginn einer Karriere als Künstler von großer Bedeutung, da sich hier mehrere verschiedene Möglichkeiten bieten, an Ausstellungen teilzunehmen, andere Künstler kennenzulernen, ebenso die Kunstszene an sich. Der jährliche Mitgliedsbeitrag ist von Stadt zu Stadt und auch unter den einzelnen Vereinen unterschiedlich, aber durchaus tragbar (z. B. kostet der Jahresbeitrag in der Künstlergilde Ulm momentan 40.- €). Innerhalb dieser Kunstvereine gibt es jährlich eine Jahresausstellung, an der alle Mitglieder teilnehmen können. Die Anzahl der eigenen Bilder hierzu ist begrenzt durch eine Jury. Des weiteren gibt es durch die Vereine selbst sehr viele Möglichkeiten, auch an anderen Ausstellungen teilzunehmen, die in den Internet-Seiten des Vereins oder Mitgliedspost ausgeschrieben sind.

Wer einen Hochschulabschluß besitzt, kann sich dem BBK des einzelnen Landes, in dem er wohnt, anschließen, hier werden verteilt im ganzen Jahr unterschiedliche Ausstellungen angeboten, auch außerhalb der eigenen Landesgrenzen. Die Aufnahmekriterien beim BBK werden strikt nach Abschluß durchgeführt, hat man diesen nicht und probiert trotzdem, dieser Vereinigung beizutreten (was möglich ist), werden die Bilder grundsätzlich durch eine Jury begutachtet, anschließend wird zugestimmt oder abgelehnt.

Prinzipiell gibt es folgende Erfahrungen zu Ausstellungen, die ich persönlich gemacht habe:

Ausstellungen in Rathäusern, z. B., gelingen am ehesten durch einen Verein. Hieraus ergibt sich die Gruppenausstellung, die oftmals sehr interessant ist, da viele Stilrichtungen zusammen in einer Ausstellung präsentiert werden. Besucher der Ausstellungen in Rathäusern haben, nach eigener Erfahrung, große Berührungsängste mit dem Künstler, alles ist ehrfürchtig, man bestaunt die Bilder, geht durch, geht nach Hause, dabei wird nur geflüstert. Hier wäre es, wenn man das als Künstler kann, von Vorteil, von sich aus den Besucher anzusprechen, mit ihm zu reden. Auf Fragen wie: „Was haben Sie sich denn dabei gedacht?“ muß man gewappnet sein, auch sollte man durchaus natürlich sein und Fragen zum Inhalt ruhig beantworten, denn das, was ein Künstler sich bei der Entstehung seines Werkes gedacht hat, kann ein Besucher nie nachvollziehen, er sieht Ihr Bild ganz anders, möchte aber gern Ihre Gedanken und von der Entstehung des Bildes hören.

Der Grundgedanke zum Verkauf eines Bildes ist der, auf einen Interessenten zuzugehen, nicht zu warten, bis sich eventuell Interesse zeigt, – gerade in Ausstellungen.  Auch sollte man mehrmals jährlich an Ausstellungen teilnehmen, um sich bekannt zu machen, da zu diesen Präsentationen durch Vereine stets die Presse geladen ist. Ist Ihr eigener Stil ungewöhnlich, entsprechend der Themengebung zutreffend, werden Sie persönlich aufgrund Ihres Werkes in der Presse genannt – das ist schon ein Schritt in Richtung des weiteren Bekanntwerdens.

Eigene Ausstellungen – Einzelausstellungen, Austellungen im eigenen Atelier

Eigene Ausstellungen – also Einzelausstellungen – bedürfen eigenen Einsatzes. Wenn man z. B. jemanden aus dem Kulturbüro der Stadtverwaltung kennt, kann man mit einer eigenen Mappe hingehen und sich zu einer Einzelausstellung anmelden. Ist man noch nicht bekannt, kommen zur Vernissage nur wenige Interessenten, aber man steht schon einmal in der Zeitung.

Man kann Einzelausstellungen im eigenen Atelier starten, hierzu ist es am besten, man kennt viele Leute und richtet sich erst einmal auf eine Party ein, bei der dann die Bilder mit präsentiert werden, – was (aus eigener Erfahrung) zu einer festen Einrichtung werden kann und durchaus von Vorteil ist, – es gibt erst einmal ein Fest, anschließend aber kommen dann bei weiteren privaten Veranstaltungen tatsächlich neugierige Käufer wieder, die die Bilder nochmals sehen möchten und dann evtl. kaufen. Ein Gästebuch wäre stets sehr angebracht.

Prinzipiell und grundsätzlich muß man aber stets vorab eigenes Geld investieren, es sei denn, man wird von einer berühmten Persönlichkeit entdeckt, was den wenigsten allerdings passiert.

Ausstellungen an anderen Orten

Ich selbst habe an unterschiedlichsten Orten meine Bilder präsentiert und ausgestellt, dazu gehörten z. B. auch Gewächshäuser, der Besitzer fand meine Idee gut und machte mit. Die Bilder und Skulpturen präsentierten sich zwischen den exotischen Pflanzen „exotisch“, – die Ausstellung war gut besucht.

Ausstellungen in Restaurants kenne ich auch, –  hat man die Möglichkeit, daß zur Vernissage das Lokal nur für Besucher geöffnet wird und auch Getränke und Speisen gereicht werden, wird die Ausstellung ein Erfolg. Bleiben die Bilder dann über 4 Wochen an den Wänden hängen (zum „normalen“ Gastronomiebetrieb), werden sie nur noch als Deko an der Wand gesehen, sie werden nicht mehr beachtet, auch nicht gekauft.

Mit der Gründung der Künstlergruppe „ART 7 International“ schlossen sich auf meine Initiative hin damals Künstler aus vielen Ländern zusammen (Italien, Jugoslawien, Spanien, Deutschland, Marokko etc.), um Erfahrungen auszutauschen, Ausstellungen zu planen und dadurch die Möglichkeit zu erhalten, auch im Ausland ausstellen zu können. Es gab interessante politische Gespräche, man erfuhr viele persönliche Dinge von Menschen aus anderen Ländern, die Treffen waren stets sehr aufschlußreich. Die Möglichkeiten, im Ausland auszustellen, wurden allerdings nicht erreicht. Es gab Gruppenausstellungen von interessanter Struktur an ungewöhnlichen Orten (z. B. in der Begegnungsstätte Fort Unterer Eselsberg, Ulm, – einer Fort-Anlage, aussehend wie eine Burg). Insgesamt aber waren diese Ansätze zu weiteren Ausstellungs- und dadurch Verdienstmöglichkeiten in der Kunst nur von kurzer Dauer, die Gruppe löste sich auf.

Persönliches Fazit

Als Fazit ist folgendes zu sehen: nur der Künstler selbst hat die Möglichkeit, aus seinen eigenen Werken einen Verdienst zu machen. Vertrete ich strikt meinen eigenen Stil, der evtl. etwas ungewöhnlich und gewöhnungsbedürftig, zu traurig oder auch zu aggressiv ist, kann ich nicht erwarten, daß diese Richtung vielen Menschen gefällt. Selbst berühmte Künstler hatten für ihre eigene Zeit, in der sie lebten, Stilrichtungen angenommen, die sie persönlich nicht so recht vertraten, mit denen man aber Geld verdienen konnte. So stehe ich auf dem Standpunkt, seinen eigenen Stil zu haben, ständig weiter zu führen und zu vertiefen, ist in Ordnung, schließlich gibt es ihn nur einmal, und dieser Stil sollte unbedingt auch weitergeführt werden. Um mit der Kunst Geld zu verdienen, sollte man eine Lücke im gesamten Kunstmarkt finden, die nur wenig vertreten ist, die aber sehr viele Menschen anspricht, so daß sie ihn gut finden und auch kaufen. Wohin dieser Trend momentan läuft, ist nur schwer zu beantworten, ist aber evtl. aus der eigenen Statistik bei der KUNST.ag zu ersehen.

Husum, 07.07.2010, Ulla Neuhaus

Links:

Ulla Neuhaus: http://www.kunst.ag/ULLANAEUS

Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler (BBK): http://www.bbk-bundesverband.de

Arbeitsgemeinschaft Deutscher Kunstvereine (AdKV): http://www.kunstvereine.de

Foto(s) mit freundlicher Genehmigung der Autorin

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  1. Der Erfahrungsbericht über Ausstellungen ist ziemlich interessant! Ich selbst beteilige mich regelmäßig an unterschiedlichsten Ausstellungen und finde, dass es der beste Weg ist bekannter zu werden.

    Man muss nicht unbedingt einem Kunstverein beitreten, um ausstellen zu können. Wenn man eine gute Mappe mit ungewöhnlichen Werken hat und sich gut verkauft, dann öffnen sich langsam die Türen zu unterschiedlichsten Ausstellungen.

    Vor einigen Monaten habe ich im Internet recherchiert und erfahren, dass eine Galerie in Berlin junge Künstler für kommende Ausstellungen sucht. Daraufhin habe ich meine Mappe eingepackt und bin am nächsten Morgen rund 400 Km weit gefahren, um mich der Galerie vorzustellen. Als ich ankam, war niemand da. So wartete ich geduldig 1,5 Stunden. Als auch dann niemand kam, nahm ich meine Mappe mit einer Visitenkarte und warf sie in das halbgeöffnete Fenster der Galerie. Zuhause angekommen wartete ich geduldig auf eine Nachricht. Und da war sie tatsächlich: Ich bekam die Einzelausstellung in Berlin-Wilmersdorf für November/Dezember gebucht, obwohl ich zuvor keine Einzelausstellung oder ähnliches vorweisen konnte. Auch mein Abschluss spielte keine Rolle.

    Auch wenn der individuelle Malstil eines Künstlers eine große Rolle bei dem Publikumserfolg spielt, so sollte man trotzdem folgendes wissen: „In jedem Bild ist geheimnisvoll ein ganzes Leben mit vielen Qualen, Zweifeln, Stunden der Begeisterung und des Lichtes. Die Aufgabe des Künstlers ist es, Licht in die Tiefe des menschlichen Herzens zu senden.“

    Beste Grüße, Jakob Reh jr.

  2. Der Erfahrungsbericht ist sehr realistisch und wird sich bei Ihnen in den nächsten Jahren weiter entwickeln. Evtl. auch in die Richtung, dass Sie nicht unbedingt einem Kunstverein angehören müssen. Sitzen in einem Kunstverein Jury-Mitglieder einer eher konservativen Ausrichtung, dann kann man sich als Künstler sehr abstrakter Kunst schnell vernachlässigt fühlen. Auch persönliche Verbindungen können in einem Kunstverein zu Bevorzugungen führen, die nicht immer angebracht sind. Ich selbst habe erlebt, dass ich als Autodidakt nicht in eine Künstlergruppe aufgenommen wurde, weil Künstler mit Abschluss – aus welchen Gründen auch immer – dagegen votierten. Futterneid? Ich denke, ja.
    Wichtig finde ich auch, dass jeder Künstler nach seiner eigenen Wahrheit arbeiten muss – ja, muss – will er beachtet und ernst genommen werden. Dabei gibt es keine Regeln. Male ich, um den Kunstmarkt zu bedienen, dann verliere ich mich bald in Auftragsarbeiten und einer Oberflächlichkeit, die nur noch das Handwerk zeigt, aber den Verlust der Seele in Kauf nimmt. Das mag für einen Typ der Käufer nicht von Bedeutung sein, aber der Künstler sollte zuerst seinem Anspruch folgen. Diese Beharrlichkeit führt nicht zwangsläufig zum Erfolg und zu Reichtum, aber ein Künstler ist primär ein Künstler und nicht unbedingt der perfekte Handwerker. Wenn dieses Streben in Ausstellungen als Geschichte für den Betrachter erlebbar wird, stellen sich auch Respekt und Interesse ein. Die Frage, ob es sich lohnt, darf nie gestellt werden. Künstler zu sein ist eine eigene Lebens- und Kommunikationsform.
    Nicht mehr, aber auch nicht weniger.

  3. Jeder Künstler muss seinen eigenen Weg finden, der immer von seinen Leistungen abhängig ist.
    Er darf nicht warten dass die Bürger zu ihm kommen. Der Künstler/rin muss zu den Bürgern gehen und seine Arbeiten so präsentieren damit sie auch Anerkennung erhalten.
    Meine verbindliche Kritiken sind die aus meinem Gästebuch.
    Ich habe meine Erfolgreichen Ausstellungen „bis heute über 40 mal“ ohne Mitwirkung einer Künstlergruppe gemacht. Jede Ausstellung ist nah an den Bürgern, oft über einen längeren Zeitraum von ca. 3 Monate und für Jeder Mann Ganztägig zugänglich.
    Ich kann meine Ausstellungen selber gestalten; bis heute kommen sie sehr gut bei den Bürgern an.
    Diese Erfolge können meine befreundete Künstler aus den Künstlergruppen nicht nachweisen.

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