Wie Künstler erfolgreich ihre Kunst verkaufen

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Kunst und Karriere – was sagen Galeristen?

„Ausstellen und immer wieder ausstellen“

Andrea Weber im Gespräch mit Lia Schneider-Stöckl, Galeristin des Hollerhauses im Münchner Isartal

Zwei Jahre im Voraus warten Künstler, um in dem 400 Jahre alten Hollerhaus im Süden von München ausstellen zu dürfen. Der Grund dafür: Der urige Bauernhof ist nicht irgendein Ort für Kunst und Kultur, sondern er hat eine lange Tradition als Treffpunkt renommierter Künstler in Oberbayern. Nicht nur Maler, Bildhauer oder Fotografen zieht es bundesweit hierher, auch die Filmbranche ist oft zu Gast und nutzt das anmutige Kleinod als Kulisse. Das Hollerhaus ist überregional als die „Pension Resi“ aus der TV-Serie „Der Bulle von Tölz“ bekannt geworden. Wer hier im 95 Jahre alten Galerie-Anbau schon einmal ausstellen durfte, hat eine echte Vorzeige-Referenz in der Vita stehen. Doch wie überzeugt man Galeristen solcher Institutionen von sich und der eigenen Kunst?

Frau Schneider-Stöckl, welche Künstler stellen im Hollerhaus aus?

Es sind Künstler, die sich sehr für ihre Arbeit engagieren und viel dafür tun. Es sind größtenteils, aber nicht ausschließlich Profis, eben Künstler, die von und für ihren Beruf leben. Dabei ist es nicht unbedingt erforderlich, dass einer an der Akademie studiert hat, auch Autodidakten sind ganz hervorragende Künstler. Ich muss nur spüren, dass sich derjenige mit seiner Kunst identifiziert und sich sehr intensiv auseinander setzt.

Was müssen die Kunstwerke vorweisen, damit es in Ihrem Hause zu einer Ausstellung kommt?

Sie müssen mich in erster Linie ansprechen und es ist wichtig, dass sie – rein pragmatisch gesehen – auch ins Hollerhaus passen, so zum Beispiel von der Formatgröße und natürlich auch vom Stil. Das heißt aber nicht, dass die Ausstellungen nicht ganz verschiedenartig sein können, einmal abstrakt, skulptural, naturalistisch, fotografisch und Vieles mehr. Das finde ich sogar sehr wichtig. Kunst muss mich zudem persönlich berühren und Kunst muss eine Aussage haben. Sie sollte den Menschen Freude vermitteln oder auch dem Betrachter neue Sichtweisen eröffnen. Ich probiere gerne Neues aus, denn dadurch entsteht immer auch eine gewisse Spannung.

Neues ausprobieren, heißt das Mut zum Risiko?

Es kommt darauf an. Die Kunstwerke dürfen durchaus provozieren, aber immer auf einem bestimmten Niveau. Ich möchte, dass jeder Besucher in die Ausstellung gehen kann – die Jugend genauso wie ältere Menschen und Familien mit Kindern. Jeder soll etwas für sich mitnehmen, eine Bereicherung erfahren. Dabei sollte Kunst auch zu Denkanstößen auffordern.

Was raten Sie Künstlern, die ihre Karriere voranbringen wollen?

Ausstellen und immer wieder ausstellen – in möglichst guten Galerien – um so mit Hilfe von Galeristen auf sich und ihre Kunst bestmöglich aufmerksam zu machen. Natürlich sind dabei zunächst eine Mappe mit Arbeiten und ein detaillierter Lebenslauf für eine gute Präsentation wichtig. Für einen ersten Eindruck ist auch eine Präsentation im Internet sehr hilfreich. Der Galerist muss sich aber – in einem zweiten Schritt – immer auch die Kunstwerke im Original ansehen, um sich eine Vorstellung machen und eine Entscheidung treffen zu können.

Was raten Sie Künstlern, für die Suche nach einer passenden Ausstellungsmöglichkeit?

Künstler sollten nicht jede Möglichkeit nutzen, nur um ihre Bilder öffentlich zu machen. Wenn jemand lange Zeit nur in Arztpraxen, Banken oder Geschäften ausgestellt hat, dann wird er sich schwerer tun, in einer guten Galerie aufgenommen zu werden.
Es ist vor allem wichtig, sich bei einer Absage einer Galerie nicht entmutigen zu lassen. Oft hat es gar nichts mit der Güte oder Wertigkeit der Arbeit zu tun, sondern vielmehr hängt es nur vom Stil oder der Zielgruppe der Galerie ab oder ganz einfach am vollen Terminplan.
Hier im Hollerhaus beispielsweise warten Künstler bis zu zwei Jahre auf einen Termin. Ich rate also, immer wieder in den Galerien nachzufragen und nicht den Mut zu verlieren, auch wenn es nicht gleich beim ersten Mal klappen sollte.


Galerie Hollerhaus:
www.hollerhaus-irschenhausen.de

Artikel zur Geschichte des Hollerhauses von Andrea Weber:
http://www.leo-n-art.de/epaper#/16

© Fotos von Andrea Weber

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