Wie Künstler erfolgreich ihre Kunst verkaufen

Bekanntheit / Reputation, Kunst Arbeitsgemeinschaft, Werbung

Ein professionelles Image als Künstler aufbauen I

Die persönliche Erscheinung

Viele etablierte Künstler, die ich kenne, haben ein einzigartiges persönliches Image. Es gibt den exzentrischen Europäer, den munteren Frauenhelden, den naturliebenden Einsiedler. Bei einigen Künstlern ist es etwas subtiler ­ ein Gefühl der ernsthaften Hingabe des Künstlers zur Technik, die Liebe eines Künstlers zum behandelten Thema, das Sichfernhalten eines Künstlers von der Gesellschaft. Dies sind Charakteristika, die in der Kunstgemeinschaft weithin anerkannt sind.

Es lässt sich kaum sagen, ob diese Images ein natürlicher Auswuchs der Persönlichkeit des Künstler sind oder ob es ganz bewusst angenommene Rollen sind.

In der Kunstwelt des amerikanischen Südwestens gibt es ein einzigartiges Phänomen, ­ den Western- oder Cowboykünstler. Der Westernkünstler malt und formt Bilder von Cowboys und Indianern, die er hauptsächlich an Liebhaber des „Old West“ verkauft. Einige dieser Künstler machen ernsthafte, qualitativ hochwertige Kunst; andere fertigen alles in Massen, von dem sie annehmen, das es sich verkaufen wird.

Neben der Malerei des Old West nimmt eine große Zahl dieser Künstler, oft gebürtig in Connecticut oder New Jersey, einen Westernlebensstil und ein „Westernäußeres“ an. Einige gehen sogar so weit, spitze Stiefel und Gürtel mit Silberschnallen zu tragen, große Cowboyhüte und herabhängende Schnurrbärte, „Texanische Krawatten“ und kiloweise Türkisschmuck. In extremen Fällen wird der Künstler zu solch einem Spektakel, dass die Arbeit daneben langweilig und uninteressant wird.

Offensichtlich glauben diese Künstler, dass ihre Kostüme ihren Erfolg als professionelle Künstler steigert. Da mag etwas Wahres dran sein. Westernkunst ist ein spezialisierter Bereich und Westerngemälde und Westernskulpturen werden auf einzigartigen Wegen ­ bei Grillfesten, Rodeos und Banketten der Cowboy Hall of Fame verkauft. Die Westerntracht ist bei diesen Anlässen angemessen und irgendwie verleiht es dem Kunstwerk eine gewisse Authenzität.

Andere Gattungen von Künstlern entscheiden sich für ihre eigenen sonderbaren Uniformen ­ der schwarze Künstler, der in der Öffentlichkeit nie ohne sein Dashiki auftreten würde (traditionelles afrikanisches Hemd – Anm. des Übersetzers); der amerikanische Ureinwohner, der seine Sammler im „Ribbon shirt“ (traditionelles indianisches Hemd – Anm. des Übersetzers), mit Zöpfen und einem großen, schwarzen Hut umwirbt; die feministische Künstlerin, der bei Empfängen in Arbeitshosen, Motorradstiefeln und einer Lederjacke auftaucht. Für diese Künstler liefert ihr „Kostüm“, verbunden mit entsprechender Sprache und Bewegungsmustern, eine sichtbare Identifikation, ein konkretes Signal ihrer künstlerischen Neigung an die Öffentlichkeit.

Ob dieses Rollenspiel letztendlich gut oder schlecht ist, hängt von dem individuellen Künstler und seiner Situation ab. Eine der größten Gefahren der Annahme eines solch spezifischen Images ist, dass es dazu tendiertt, die Karriere eines Künstlers zu begrenzen. Ein Künstler, der sich als Westernkünstler etabliert, mag Schwierigkeiten haben, für irgendeine andere Kunstrichtung akzeptiert zu werden. Oder eine Künstlerin, die sich selbst als militante Feministin vermarktet, könnte Kunstsammler abschrecken, die ihren politischen Standpunkt nicht teilen.

Ein anderes Problem, das sich mit der Annahme einer so auffälligen Rolle, ergibt, ist, dass die Leute Sie für eine Art Clown halten und in demselben Licht Ihre Kunst betrachten. Der wichtigste Grund, diese Art des Rollenspielens zu vermeiden, ist vielleicht, dass es eine Menge Zeit und Energie vom Kunstschaffen wegnimmt.

Wie sollte dann ein Künstler auftreten? Das Schlüsselwort ist professionell. Versuchen Sie nicht, Ihre eigene Persönlichkeit oder Ihren eigenen Stil zu verstecken, sondern kleiden Sie sich für den Anlass angemessen. Bewegen Sie sich selbst immer mit Würde und Selbstvertrauen. Bemühen Sie darüber hinaus eine Aura des Erfolgs zu verbreiten.

Viele Künstler haben mir erzählt, dass der wichtigste, einzelne Eindruck, den es der Öffentlichkeit zu vermitteln gilt, Erfolg ist. Und ich stimme dem aus vollem Herzen zu. Sammlern, Händlern und anderen Künstlern soll Ihr Auftreten sagen, „Ich bin ein erfolgreicher Künstler.“ Ihre Kleidung, Körperhaltung und Worte ­ alles über Sie ­ sollte den Leuten sagen, dass es bei Ihnen gut läuft. Ein Künstler hat mir gesagt, wenn er nur 100 Dollar für Werbung ausgeben könnte, dann würde er sich davon einen guten Anzug kaufen.

Nur in Kinofilmen strömen Sammler aus, um Gemälde von heruntergekommenen Künstlern zu kaufen. Mit sehr wenigen Ausnahmen wollen die meisten Sammler Arbeiten von Künstlern kaufen, die auf dem Weg nach oben sind. Selbst der Käufer, dem Kunst als Investition egal ist, der bloß ein schönes Bild will, um es über das Sofa zu hängen, möchte das Gefühl haben, dass das Bild von einem Künstler gemalt wurde, der es „zu etwas bringen wird“. Vor allem, wenn sich die Preise Ihrer Gemälde und Skulpturen bis hoch in die Tausende bewegen, wollen die Sammler wissen, dass Sie erfolgreich sind. Sie mögen das ausgezeichnete Gemälde eines unbedeutenden Künstlers anerkennen, aber sie werden selten viel Geld dafür bieten.

Ich kenne Künstler, die Jeans voller Farbspritzer und durchgescheuerte Jacken tragen und darüber reden, wie sie für ihre Kunst leiden. Einige von ihnen sind gute Künstler und sie können nicht verstehen, warum niemand von ihnen kaufen will. Sie begreifen nicht, dass die Menschen sich mit Erfolg identifizieren wollen, nicht Leid. Die Menschen wollen keine Gemälde an den Wänden, die Sie ständig an Elend erinnern.

Was auch immer Sie noch tun, um für Ihre Kunst zu werben, fangen Sie mit einem sehr positiven Erscheinungsbild an. Sie können Tausende Dollar für Zeitungsanzeigen und Fernsehspots ausgeben; Sie können Visitenkarten und Broschüren drucken und vierfarbige Bücher über Sie selbst ­ so lange Ihr persönliches Erscheinungsbild nicht Erfolg vermittelt, wird es alles andere, was Sie sonst noch tun, untergraben. Die Wichtigkeit Ihres eigenen Images können Sie nicht überschätzen.

Es gibt ganz spezielle Probleme für eine Künstlerin. In Amerika wird der weibliche Körper eingesetzt, um alles mögliche zu verkaufen, vom Auto bis zur Zahnpasta. Sollte eine Frau ihren Körper einsetzen, um ihre Kunst zu verkaufen? Ich habe Künstlerinnen gesehen, die bei Sammlern ihre Wimpern aufschlagen und ihr Dekolleté aufblitzen lassen, mit dem stillschweigenden Vorschlag, dass er, wenn er ein Gemälde kauft, auch die Künstlerin bekommen würde. Das ist ein sehr effektives Verkaufsinstrument, aber ich halte es für einen Fehler. Künstlerinnen haben schon genug Probleme damit, die Welt zu überzeugen, dass sie keine Hobbymaler, Hausfrauenkünstler oder Anfänger sind, die die Zeit mit Malen überbrücken, bis sie einen reichen Mann heiraten oder ein Kind bekommen. Seine Sammler zu verführen macht es nur schwerer, sich ein Image als ernsthafter, professioneller Künstler aufzubauen. Darüber hinaus gibt es den sehr wichtigen Gesichtspunkt, dass viele Sammler Frauen sind. Ein todsicherer Weg, eine weibliche Sammlerin abspenstig zu machen, ist, ihr das Gefühl zu geben, dass Sie ihre Ehe bedrohen.

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Aus „Promoting & Selling Your Art“
von Carole Katchen.
Übersetzung: Matthias Klopp.
Copyright 2006. Alle Rechte vorbehalten.
http://www.kunsterfolg.de
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