Wie Künstler erfolgreich ihre Kunst verkaufen

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Wie findet ein Künstler Aufnahme in ein Galerieprogramm?

Teil 1: Erster Kontakt und die gelungene Präsentation aus der Sicht der Galerie

Obwohl die Zahl der Händler in den letzten Jahren deutlich zugenommen hat, gibt es viele Künstler, die sich einen Verkaufs- und Präsentationsort für ihre Werke wünschen, zum einen weil sie eine professionelle Vertretung suchen, die ihnen lästige Tätigkeiten wie Marketing, Rechnungsstellung und Kundenkontakte abnehmen soll, oder weil sie nur mit Hilfe einer Repräsentanz auf Messen gezeigt werden können. Der Bedarf ist also groß, und so erhält eine Galerie im Durchschnitt wöchentlich fünf und mehr Bewerbungen von Künstlern. Je nach Galerie werden allerdings 95 bis 99 Prozent abschlägig beantwortet. Aus meinen langjährigen Erfahrungen als Leiterin, Projektmanagerin und PR-Mitarbeiterin verschiedener Galerien möchte ich im Folgenden die Künstlerbewerbung aus Sicht der Galerien darstellen. Dieser Perspektivwechsel kann hilfreich sein bei der Suche nach einer professionellen Vertretung und möglicherweise frühzeitig vor Fehlern bewahren.

Der Überfall – Die persönliche Vorstellung vor Ort

Das größte Hindernis ist die Anonymität. Der Bewerber kennt die Person nicht, die er vor sich hat, wenn er die Kontaktaufnahme per Briefpost oder per E-Mail beginnt, daher kommen Künstler häufig mit einer Mappe – teilweise sogar mit Leinwänden – unter dem Arm persönlich in eine Galerie, manche überlassen das auch einem „Agenten“. Die Bewerber kommen nicht selten aus Osteuropa und „grasen die Stadt“ ab, und zwar meistens ziellos. Das wird deutlich an dem schnell akzeptierten „Nein“ der Galerie und dem raschen Rückzug, was darauf schließen lässt, dass die Kollegen in den Nachbargalerien ebenfalls abgelehnt hatten. Von dieser Art der Kontaktaufnahme ist daher dringend abzuraten, denn in der Regel benötigt ein Galerist für die Einscheidung, einen neuen Künstler in sein Programm aufzunehmen, längere Zeit. Er muss das Werk eine Weile beobachten, es sollte in sein Programm passen und das Interesse der Kunden wecken können. Erst wenn die Galerie hundertprozentig davon überzeugt ist, dass der Künstler das Programm bereichert und ergänzt, dann fällt die Entscheidung, ihn vielleicht zuerst in einer Gruppenausstellung, später – bei steigendem Interesse der Kunden – in einer Einzelausstellung zu präsentieren. Sicherlich gibt es Galerien, die sich sofort entscheiden, aber diese entscheiden sich oft genauso schnell wieder dagegen. Da ist der neue Künstler mal kurz im Programm und wird dann ebenso schnell wieder aussortiert. Es ist also sinnvoll, hier auch von Künstlerseite mehr Zeit zu investieren.

Kiloweise Kataloge – Kontaktaufnahme per Post

Dann trudeln unaufgefordert Bewerbungen per Post ein. Es werden schwere Kataloge oder Mappen mit eingeklebten Fotos mitgeschickt, die den Händler doppelt belasten: Er muss die Bewerbung beantworten und die Portokosten retour tragen. Und so kommt es, dass Künstlerbewerbungen, die auf postalischem Wege eintreffen, auf hohen Stapeln landen und unbeantwortet bleiben oder direkt in den Papiermüll wandern. Das trifft vor allem Künstlerbewerber, die nicht gezielt, sondern mit Massenbewerbungen versuchen, Interesse zu wecken.

Der elektronische Weg – Kostengünstig, aber leicht zu ignorieren

Der dritte Weg ist die E-Mail. Hier gibt es zwei Formen der Kontaktaufnahme: Mails mit einem Link auf die Künstlerseite und solche mit Bilddateien im Anhang. Werden Bilddateien mitgesendet, so kommen manchmal gut und gerne über 2 MB Datenmenge zusammen. Damit provoziert man nur ein sofortiges Löschen, denn nicht alle Galerien sind technisch auf allerneuestem Stand und bereit, große Bilddateien auf ihrem E-Mail-Account zu speichern. Am besten ist es, gleich eine kleinere Bilddatei in die Nachricht einzubinden. So muss der Adressat nicht extra eine Datei öffnen, denn es soll ja auch Computernutzer geben, die aus Angst vor Viren niemals Dateianhänge öffnen.

Gelöscht werden auch solche Mails umgehend, die nicht personalisiert sind, vor allem dann, wenn ein kurzer Blick auf den Link oder die Bilddateien deutlich werden lässt, dass die Kunst nicht ins Konzept der Galerie passt. Das wäre z.B. der Fall, wenn ein Fotokünstler sein Werk einer Galerie anbietet, die nur Malerei und Skulptur ausstellt. Oder wenn ein junger Akademieabsolvent einer Galerie per E-Mail vorstellig wird, die ausschließlich mit renommierten Künstlern arbeitet. Ein Autodidakt, der Seestücke malt, kann noch so gut sein, er wird nie eine Chance bekommen, wenn er es bei einem Händler der Klassischen Moderne versucht, auch wenn es stilistisch vielleicht passen mag. Vermeiden sollte man auf jeden Fall schlechtes Bildmaterial, unscharfe Bilder oder schiefe Atelieraufnahmen. Ein Link auf eine gut gemachte, übersichtliche Seite ist das Richtige für diese Art Bewerbung. Ein Klick auf den Link, eine Seite, die sich schnell öffnet und ohne Umwege einen Einblick in das Werk bietet, kostet den Galeristen nicht viel Zeit.

Was nicht gut ankommt, ist die einfache, leider im E-Mail-Verkehr mittlerweile übliche Anrede „Hallo“, denn hier wird doch – wie bei „Sehr geehrte Damen und Herren“ – deutlich, dass der Künstler/die Künstlerin eine Massenmail versendet hat. Es sollten schon vorab Erkundigungen vorgenommen werden, wie der Inhaber oder künstlerische Leiter einer Galerie heißt. Aber Vorsicht: nicht immer entspricht der Name der Galerie dem des Inhabers! Vielleicht handelt sich um den verstorbenen Vater, der der Galerie den Namen gab, oder es ist der Name der Galeriegründerin, die schon seit 10 Jahren nicht mehr lebt.

Der begleitende Text sollte freundlich, aber kurz und bündig sein. Galerien bekommen täglich viele Spammails, Bewerbungen, Werbemails und zahllose Anfragen von Anzeigenakquisiteuren – neben der übrigen Korrespondenz. Es gibt also nur ein winziges Zeitfenster, in dem der Künstler Aufmerksamkeit erregen kann.

Warum bekommt man keine Antwort? Was nicht hilft, ist die Mail noch weitere Male zu schicken, irgendwann landet der Absender dann auf der Blacklist der Galerie. Was man hier tun kann, wird in Kürze im zweiten Teil beschrieben.

Den größten Fehler beging ein Künstler, dessen Mail eine Galeristin vor ein paar Tagen öffnete: Er hatte eigentlich alles richtig gemacht, die Inhaberin korrekt angeschrieben und einen Link zu seiner Seite gesetzt. Seine Homepage hatte es allerdings in sich: Dort gab es – unübersehbar – einen Onlineshop für seine Werke, den er eingebaut hatte, ohne bedacht zu haben, dass keine kommerzielle Galerie Interesse an Künstlern haben wird, die sich offensichtlich sehr gut selbst versorgen können. Seine E-Mail wurde unbeantwortet gelöscht.

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  1. Ein spannender Einblick in die Gepflogenheiten der Galeristen. Bin sehr gespannt auf die Fortsetzung.

  2. Die beschriebenen Kriterien sind mir nicht unbekannt.
    Eine bekannte Münchner Galerie schrieb mir als Kommentar: „Wir nehmen keine Künstler, die eine eigene Homepage haben“.

  3. Vielen Dank für die detailreiche Zusammenfassung Ihrer Erfahrungen, die sich teilweise mit den meinen decken aber auch neues zutage gefördert haben. Ganz ehrlich, ich wäre schon verhungert, wenn meine einzige Vermarktungsstrategie der Verkauf über eine Galerie wäre, hoffe aber wieder auf Annäherung beider Seiten. Generell ist der Kunstmarkt wohl einfach zu unüberschaubar geworden und die Galeristen haben ebenfalls schwierige Zeiten zu überstehen. Liebe Grüße Antje Hettner

  4. Diese Erfahrung musste Ich leider auch machen,abgelehnt zu werden.Habe laut dieses Artikels wohl alles falsch gemacht was man wohl falsch machen kann.Mal im Ernst, es gibt kaum eine Chance angenommen zu werden,die Möglichkeiten sind sehr gering.Ich habe meine eigene Galerie eröffnet!

  5. Der Bericht bot einen interessanten Einblick in die Gepflogenheiten von Kunst-Galerien. Ich hätte mir noch ein paar Details gewünscht, auf welchem Wege E-Mails abgefasst sein sollten. Der einfachste Weg wäre doch ein pdf-Anhang oder nicht?

  6. Beim Lesen hatte ich ein Aha-Erlebnis. Eine Bewerbung bei einem Galeristen ist mit einer Bewerbung auf ein Stellenangebot vergleichbar –
    da gelten die selben K.O.-Kriterien.

    Bin auf den 2. Teil gespannt.

  7. In eine Galerie aufgenommen zu werden bedeutet nicht zwangläufig das man bekannt oder berühmt wird – oder das man Geld mit seiner Kunst verdient. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass es die Beharrlichkeit und der Glaube an sich und seinen Werken ist, der letztendlich ans Ziel führt. So kommt nicht der Künstler in die Galerie sondern die Galerie zum Künstler.

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